„Schreddern oder auflösen – der Streit ums Plastik„
Plastikmüll ist ein Riesen-Problem, das wir in bisher einfach „weggezaubern“ (nämlich exportieren).
Natürlich ist der Schaden, den der Plastikmüll z.B. in Südostasien anrichtet, damit nur verlagert. Die EU hat daher den Export von Plastikmüll ab 2026 verboten. Zugleich sollen damit wertvolle Rohstoffe im Land bleiben – heißt: sie bleiben im Materialkreislauf.
Als die klimafreundlichste Lösung gilt das mechanische Recycling. Gesäuberte Abfälle werden zu einem Granulat verarbeitet, das in der Erzeugung wiederverwendet wird. Heute finden wir viele Produket aus recyceltem Plastik. Das Verfahren ist laut Wuppertal Insitut „unschlagbar“ in Sachen Umweltauswirkungen und Energiebilanz. In Deutschland wurde schon 2022 mit Recycling insgesamt etwa 20 Milliarden € Umsatz gemacht, hauptsächlich in mittelständischen Unternehmen. Es könnte deutlich mehr sein, da nur „sorteinreiner“ Kunsstoff recyclingfähig ist – Folien z.B. aber nicht, da sie aus verschiedenen Kunststoffen bestehen.
An diesem Punkt setzt das chemische Recycling an, das Kunststoffmischungen und Verbundstoffe in die einzelnen Bestandteile auftrennt. Das Verfahren kann zukünftig im besten Fall die Recyclingquote im Bereich der Misch-Kunststoffe erhöhen, aber aktuell investieren große Industrieunternehmen auf chemische Großanlagen, die – damit sie sich rentieren – „zugleich auch eine wachsende Menge an Rohstoffen benötigt, vor allem Eisen, Chrom, Kupfer und Nickel.“
Gemeinsamer Gegenspieler beider Methoden aber ist der Preis. Neuplastik aus Erdöl ist billig, weil es zu Niedriglöhnen gefördert, weltweit subventioniert (2022: 1.300 Mrd. Dollar) und die Folgekosten für die Umwelt nicht eingerechnet werden. Dagegen wird in China die Kreislaufwirtschaft subventioniert.
Beides zusammen bedeutet eine harte Konkurrenz für den europäischen Mittelstand, der im mechanischen recycling tätig ist. Doch selbst wenn die besten Recyclinquoten erreicht werden: die Flut von Plastikmüll wird damit nicht gestoppt.
Fazit:
die Umweltkosten für Neu- und Mischkunststoff „to go“ müssen sich im Preis niederschlagen
Wir müssen unseren Plastikkonsum reduzieren
nicht vermeidbare Kunststoffe müssen sortenrein (und damit mechanisch recycelbar) sein
Giftiges Plastik in Reinigungsmitteln
Kennst Du die REACH-Verordnung?
REACH-Verordnung (Wikipedia): eine EU-Verordnung, die seit 2007 die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien regelt. Sie basiert auf dem Prinzip der Eigenverantwortung der Industrie und soll die Umwelt und die Gesundheit schützen.
EU-Verpackungsverordnung gegen Einweg-Plastik
Sie steht praktisch schon vor der Tür: die EU-weite Verpackungsverordnung. Was soll sie bringen?
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Diese Verordnung soll den Plastikmüll (aktuell satte 190 kg pro EU-Kopf und Jahr – Tendenz steigend!) deutlich reduzieren, indem manche Einweg-Verpackungen (z.B. frisches Obst/Gemüse) ab 2023 verboten werden sollen. Außerdem macht sie Vorgaben, das Hersteller ab 2030 10-35% Recycling-Plastik („Rezyklat“) in Verpackungen einsetzen müssen.
Verpackungsindustrie in Europa produziert heut mehr CO2 als ganz Ungarn. Seit Verbraucher, Umweltschutzorganisationen und auch die Politik begonnen hat, öffentlich Druck zu machen, bewegt sich etwas, aber viel zu langsam. Investitionen sind nötig – in Maschinen, aber auch in innovative Technologien und Verfahren. Trotzdem arbeiten schon viele Firmen an neuartigen Verpackungen – und sind sauer, denn dein Teil der Ampel-Regierung droht, ein Scheitern der Verordnung auszulösen (zu Hintergrund: TAGESSPIEGEL). Damit würden die bestehenden wertvollen Initiativen und Innovationen gestraft oder sogar verhindert.
Hersteller und Verbraucher würden von EU-weit geltenden Standard-Regelungen profitieren:
eine einheitliche Entsorgung von Plastikmüll würde die Recyclingquoten erhöhen, weil länderübergreifend einheitliche Verpackungen in Umlauf gebracht und auch wieder gesammelt und recycelt werden können, weil durch die einheitliche Kennzeichnung weniger falsches Material in der Wertstofftonne landet (heute etwa 30 %!).
eine höhere Recyclingquote ist die Voraussetzung, dass die Rezyklat-Preise sinken und damit die Herstellungskosten
der bürokratische Aufwand für unterschiedliche Maschinen und Verfahren in den unterschiedlichen europäischen Ländern fiele für die Hersteller weg
Wenn dagegen die EU-weite Kreislaufwirtschaft am deutschen Veto scheitert, ist auch das EU-Ziel der Klimaneutralität gefährdet.
Ein zivilgesellschaftliches Bündnis zur Lösung der Plastikkrise stellt 15 Forderungen an die Bundesregierung. Als Teil der weltweiten #breakfreefromplastic-Bewegung macht es sich auch auf EU- und globaler Ebene stark, um die Plastikflut zu stoppen.
„Die aktuell angestrebte Verringerung der Treibhausgasemissionen aus Kohlekraftwerken wird durch klimaerwärmende Emissionen aus Kunststoffen eliminiert“, so die Arbeitsgemeinschaft Nachhaltigkeit in der Dermatologie (AGN) e.V., die eine Zusammenfassung der Veröffentlichung „The New Coal: Plastics and Climate Change“ herausgegeben hat. In dieser Veröffentlichung von Oktober 2021 (Material Research) wird prognostiziert: Plastik ist „die neue Kohle“, und die bis zum Jahr 2025 geplanten Kunststoffanlagen werden „zusätzlich 55 Millionen Tonnen CO2 freisetzen – dies entspricht dem Ausstoß von sieben weiteren 500-Megawatt-Kohlekraftwerken.“
Greenpeace: Plastik unvereinbar mit Kreislaufwirtschaft
Vom 29. Mai – 2. Juni fand in Paris die zweite UN-Verhandlungsrunde zu einem globalen Plastikabkommen statt. Greenpeace setzt sich energisch für einen Vertrag ein, der aus der Abhängigkeit von Kunststoffen führen und einen gerechten Übergang für Arbeitnehmer und betroffene Bevölkerungsgruppen in der gesamten Kunststoffliefer- und Abfallkette ermöglichen und beschleunigen soll.
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Kernpunkte sind schadstofffreie Materialien und eine auf Wiederverwendung basierende abfallfreie Wirtschaft, die den Ressourcen-verbrauch minimiert und in der neue Arbeits-plätze entstehen, die diese Prozesse unterstützen. Greenpeace plädiert für eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion. „Ein Haupthindernis ist die Kunststoffindustrie, einschließlich der Unternehmen der fossilen Brennstoffe, der Petrochemie und der Konsumgüterindustrie, die weiterhin Kunststoffrecycling und recycelte Inhalte als zentrale Lösungen für die Krise der Kunststoffverschmutzung propagieren“, heißt es in einer Veröffentlichung aus Mai 2023. Die Forderung höherer Recyclingziele lenke dabei vom Problem des Umgangs mit Kunststoffabfällen ab und verlagere die Verantwortung auf die Öffentlichkeit. „Viele Konsumgüterhersteller, darunter Nestlé, Unilever und Coca-Cola, preisen die Verwendung von recyceltem Kunststoff in ihren Verpackungen als wichtigen Teil der Lösung an, während sie es nicht schaffen, den Gesamtkunststoffverbrauch deutlich zu senken, in einigen Fällen sogar zu erhöhen (…) Die Realität ist jedoch, dass die meisten Kunststoffe, die für das Recycling gesammelt werden, nie recycelt werden – und selbst wenn Kunststoffe recycelt werden, enthalten sie einen Giftcocktail von Chemikalien, der sie für Lebensmittel und andere Konsumgüter ungeeignet macht.“ Fazit: „Ohne eine drastische Reduzierung der Plastikproduktion, wird es unmöglich sein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu beenden und die Gesundheitsgefahren durch Chemikalien in Kunststoffen zu beseitigen.“
Umwelthilfe: Warnung vor der Einwegplastik-Kampagne
„Wir warnen Verbraucherinnen und Verbraucher davor, auf die Werbekampagne von Lidl hereinzufallen. Videos mit Günther Jauch in futuristischen computergenerierten Fabriken sollen offenbar von den eigentlichen Fakten ablenken: Lidl vergleicht Äpfel mit Birnen und verschweigt in ihren Werbespots für sie unangenehme Ergebnisse.
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Wir fordern Günther Jauch auf, sich von dieser Einwegplastik-Kampagne zu distanzieren. Wenn sein Engagement auf Fehlinformationen beruht, bieten wir ihm ein Gespräch an. Von Umweltministerin Steffi Lemke fordern wir angesichts dieses erneuten Angriffs eines Discounters auf das umweltfreundliche deutsche Mehrwegsystem, sofort die im Koalitionsvertrag vereinbarte Förderung von Mehrweg umzusetzen. Der geeignete Weg ist die Einführung einer Abgabe von 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen zusätzlich zum Pfand“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Ebenfalls wichtig zu wissen ist: Die Umweltvorteile regionaler Mehrwegflaschen werden mit der Dekarbonisierung des Transportverkehrs künftig massiv nach oben schnellen im Vergleich zu Einweg-Plastik. Bei Lidl gibt es zudem kaum noch Spielraum für weitere Verbesserungen. Mehrweg kann hingegen durch Innovationen bei der Flaschenspülung, in der Logistik und bei der Energiebereitstellung sein gutes Ökobilanzergebnis noch viel besser werden lassen.
Seit Jahrzehnten überfluten Unternehmen wie Aldi, Coca-Cola, Nestlé oder McDonalds unseren Planeten mit Einwegabfall.
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Tiere verwechseln Plastikringe, Flaschendeckel und Kunststoffverpackungen mit Nahrung. Storcheneltern füttern ihren Nachwuchs sogar mit dem Müll. Ein Todesurteil für die Küken, die qualvoll mit dem Bauch voller Unrat verhungern. Die gigantische Müllflut betrifft nicht nur die imposanten Vögel, sondern auch andere Tiere: Füchse, die in Dosen feststecken, Rehe, die sich in Plastikschnüren verheddern und Millionen von Fischen, die am Müll verenden. Ob durch Strangulation oder Verhungern: Plastikmüll verursacht einen langsamen und qualvollen Tod.
Die Gründe für die Plastikberge sind lange bekannt: Seit Jahrzehnten überfluten Unternehmen wie Aldi, Coca-Cola, Nestlé oder McDonalds unseren Planeten mit Einwegabfall. Bereits 2022 zeigte unser Verpackungscheck, dass deutsche Supermärkte und Discounter riesige Mengen unnötiger Plastikverpackungen anbieten. Ebenso katastrophal schneidet die Gastronomie ab: Nach sechs Monaten Mehrwegangebotspflicht deckten wir mit unseren Testbesuchen dutzende Verstöße millionenschwerer Unternehmen wie Starbucks, Backwerk, Dunkin Donuts, Yormas oder Cineplex auf.
Anstatt nachhaltige Lösungen wie Mehrweg einfach umzusetzen, werben Unternehmen wie McDonalds mit dreisten Greenwashing-Kampagnen für ihren Wegwerf-Irrsinn. In der aktuellen Werbekampagne „I am beautiful“ bezeichnet McDonalds seinen Einwegmüll sogar als „schön“! In der Realität sehen wir die „schönen“ Abfallberge in überquellenden Mülleimern, in unserer Natur und nicht zuletzt im Schnabel des brütenden Storchs.
Die Einweg-Lobby ist durch die Unterstützung großer Marken- und Handelskonzerne finanziell extrem stark aufgestellt (McDonalds, Coca-Cola, Aldi, Lidl und Co.)